Heilpflanzen
Wahrscheinlich kauten schon die Neandertaler vor rund 50.000 Jahren ganz bestimmte Pflanzen zur Linderung von Schmerzen. Und auch heute ziehen laut einer Umfrage fast 80 Prozent der Deutschen bei Krankheiten rein pflanzliche Produkte den synthetisch hergestellten Präparaten vor. Das hat einen guten Grund: In der Natur ist gegen fast jedes Leiden ein natürliches Kraut gewachsen.
Schon seit jeher befassen sich Menschen mit der Heilkraft von Pflanzen, wie altertümliche Schriften etwa aus China, Ägypten oder Griechenland belegen. In Europa waren es vor allem Mönche und Nonnen, die in Klostergärten das Wissen über Heilpflanzen vertieften und niederschrieben. Beispielsweise veröffentlichte die Benediktiner-Nonne und Universalgelehrte Hildegard von Bingen bereits im 12. Jahrhundert ein Heilkundebuch unter dem Titel „Causae et Curae“ (zu Deutsch: „Ursachen und Heilungen“). Weitere Wegbereiter der modernen Phytotherapie – also der Lehre der Verwendung von Heilpflanzen als Arznei – waren unter anderem der Naturheilkundler Paracelsus und der Pfarrer Sebastian Kneipp.
Heilkraft aus dem eigenen Garten
So wirksam chemische Präparate heute generell auch sein mögen, so hat sich doch gezeigt, dass diese nicht immer die Erwartungen erfüllen und ihre Anwendung zudem häufig mit unangenehmen Nebenwirkungen verbunden ist. Auf der Suche nach besser verträglichen Alternativen besinnen sich immer mehr Menschen zurück auf die natürliche Heilkraft von heimischen Pflanzen, die sie oft auch im eigenen Garten kultivieren. Für alle, die wissen möchten, welche Pflanzen gegen welches Leiden helfen können, haben wir eine kleine Übersicht erstellt:
Erkältungen
Die Blüten der Kamille enthalten ein ätherisches Öl, das bei Inhalation gut gegen Husten und Schnupfen hilft. Das ideale Mischungsverhältnis sind dabei sechs Gramm Blüten auf einen Liter heißes Wasser. Hat man sich nur leicht verkühlt, kann man versuchen, den lockeren Husten mit Fencheltee zu kurieren. Thymianextrakte hingegen fördern das Abhusten bei festsitzendem Schleim und befreien so die Atemwege. Untersuchungen haben sogar gezeigt, dass Thymianöl die Beschwerden einer akuten Bronchitis abmildern kann.
Durchfall
Zur Linderung von Durchfall, der durch Viren oder Bakterien verursacht wurde, kann man den getrockneten Wurzelstock des Blutwurz zerkleinern, kurz mit kaltem Wasser aufkochen, die Flüssigkeit abseihen und diese so bis zu dreimal am Tag zwischen den Mahlzeiten trinken. Bei eher leichten Magenbeschwerden kann auch ein Aufguss aus Brombeerblättern helfen.
Halsschmerzen
Salbeitee, Mundspülungen zum Gurgeln oder andere Zubereitungen aus Salbei sind ausgezeichnet bei allen Entzündungen im Mund- und Rachenraum. Wer sich mit trockenem Reizhusten herumschlägt, kann diesem mit einem heißen Sud aus den Blättern und Wurzeln des Eibischs entgegenwirken.
Innere Unruhe und Schlafstörungen
Baldrian ist sicher die bekannteste Heilpflanze zur Nervenberuhigung. Die höchste Konzentration ihrer begehrten Wirkstoffe befindet sich in der Wurzel, aus deren Stücken ein wohltuender Aufguss zubereitet werden kann. Einen ganz besonderen Duft wiederum verbreitet das ätherische Öl von Lavendelblüten. Ein heißes Lavendelbad am Abend lindert Stresssymptome und gilt für den gesunden Nachtschlaf als förderlich. Ebenfalls hilfreich vor dem Zubettgehen ist Melissentee.
Prostatabeschwerden
Bei einer beginnenden gutartigen Vergrößerung der Prostata im Alter können Zubereitungen aus Brennnesselwurzeln das Wasserlassen erleichtern – für den positiven Effekt sind vermutlich sogenannte Phytohormone verantwortlich. Die gleichen Inhaltsstoffe sind auch in Kürbiskernen enthalten, die daher ebenfalls als hilfreiches Mittel gegen Prostatabeschwerden eingenommen werden können. Der Gang zum Urologen bleibt betroffenen Männern leider dennoch nicht erspart.
Stumpfe Verletzungen
Bei Prellungen, Blutergüssen und Verstauchungen empfiehlt sich die äußere Anwendung mit Salben und Tinkturen aus Arnikablüten. Das in ihnen enthaltene Helenalin unterdrückt die Bildung von entzündungsauslösenden Stoffen. Ebenfalls hilfreich sind die Wurzel und das Kraut des Beinwells, worin größere Mengen an Allantoin und Gerbstoffen enthalten sind, die die Wundheilung fördern.
Bitte beachten Sie jedoch: Sowohl Arnika als auch Beinwell können bei innerer Anwendung Vergiftungserscheinungen auslösen! Von der Beimischung in Tees oder der Einnahme in Pulverform ist daher abzusehen.